Um was geht es „Grenzenlos gedenken“?

Vordergründig nimmt die AG „Grenzenlos gedenken“ einen Deportationszug zum Anlass, aller deportierter und ermordeter Juden unserer Großregion zu gedenken. Hierbei geht es um den Deportationszug Da3, der am 16. Oktober 1941 513 jüdische Menschen, darunter über 100 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, in das Ghetto Litzmannstadt, welches die Deutschen in der besetzten polnischen Stadt Lodz eingerichtet hatten, verbachte. Der Zug Da3 war einer von 20 Deportationszügen, mit denen die Nationalsozialisten in den Wochen um den Oktober 1941 die Verbringung großer Menschenmengen in Richtung Osten testete. Mit 20 Zügen würden ca. 20.000 jüdische Menschen in kurzer Zeit in das Ghetto Litzmannstadt transportiert. Diese logistische Großoperation wurde statistisch ausgewertet: wie lange dauerte die „Verladung“, welche Probleme traten beim Transport auf, gab es Widerstände, hielten sich die jüdischen Menschen an die strengen Vorgaben bei Gepäck und Wertsachen und so weiter. Die so entstandene Datenlage bildete die Grundlage für die vielen weiteren, noch ausstehenden Deportationen in den Jahren bis 1944.
Von diesem ersten, „Luxemburg-Transport“ genannten Zug überlebten nur 13 der 513 Personen. Die anderen starben entweder schon im Ghetto unter den menschenunwürdigen Lebensbedingungen, oder wurden ab dem Frühjahr 1942 in die neu errichteten Vernichtungslager Chelmno oder Auschwitz weiter deportiert und dort ermordet.
Die Vernichtung aller Juden im deutschen Einflußbereich bedeutete eine völlige Auslöschung ihrer Existenz: bis auf sehr wenige Spuren wissen wir heute fast nichts mehr von ihnen. Indem wir ihr Leben rekonstruieren in Form biografischer Skizzen, wie hier auf der Webseite möglich, erinnern wir an sie.
Gleichzeitig müssen wir die Hintergründe verstehen lernen, um unsere Gesellschaften gegen Hass, Vorurteile, Verfolgung besonders von Minderheiten zu wappnen.